Anlagechancen liegen vor allem im Bereich der Prozess- und Effizienzoptimierung
Die Situation für Deutschlands Autofahrer beim Stopp an der Tanksäule hat sich entspannt. Zwar liegen die Spritpreise gemessen am Durchschnitt der vergangenen Jahre nach Berechnungen der Bundesregierung immer noch auf sehr hohem Niveau. Von den Rekordmarken im Frühjahr dieses Jahres, als der Liter Benzin deutlich über 1,70 Euro kostete, haben sich die Preise trotz Urlaubsreisezeit jedoch mittlerweile ein gutes Stück entfernt. Die Frage ist jedoch, ob dieser Zustand von Dauer ist? Langfristig dürften die Energiepreise weiter steigen, da der Energiehunger der wachsenden Weltbevölkerung ungebrochen ist. Noch bestimmen die Sorgen um den Zustand der europäischen Staatsfinanzen und das lahmende Wachstum der globalen Wirtschaft die Stimmung an den internationalen Finanz- und Energiemärkten. Doch wenn die europäischen Politiker die Rettung der Euro-Zone entschlossen angepackt und wirkungsvolle Reformen auf den Weg gebracht haben werden, wird die Entwicklung der Energiepreise fast zwangsläufig wieder in den Fokus der Verbraucher rücken, zumal wenn gleichzeitig die Weltkonjunktur – angetrieben von den Schwellenländern – wieder Fahrt aufnimmt. Nur zur Erinnerung: Trotz Verlangsamung beträgt Chinas Wirtschaftswachstum noch immer mehr als sieben Prozent jährlich – auch Brasiliens und Indiens Volkswirtschaften sind weit entfernt von echten negativen Konjunktureinbrüchen.
Soviel ist sicher: Mit wachsender Energienachfrage steigen auch die Energiepreise – und damit dürfte auch das Thema der Erneuerbaren Energien für Anleger wieder stärker in den Vordergrund treten. Denn selbst wenn sich die Diskussion um den Ausstieg aus der Kernkraft rund ein Jahr nach dem Atomunglück von Fukushima beruhigt hat, so zeigen Events wir der Rio+20-Gipfel, dass der Gedanke des Klimawandels nach wie vor lebendig ist. Laut einer vom Meinungsforschungsinstitut Gallup veröffentlichten Umfrage nimmt zum Beispiel das Thema Umweltschutz für die Mehrheit der Chinesen eine höhere Bedeutung ein als das Wirtschaftswachstum. Und in Japan haben Mitte Juli immerhin weit über 100.000 Menschen gegen die Rückkehr des Landes zur Atomkraft protestiert.
Ökonomische und demografische Trends sprechen für stärkere Nutzung Erneuerbarer Energien
Dabei führt auch aus ökonomischer Sicht kaum ein Weg an einer stärkeren Nutzung von Erneuerbaren Energien wie Wind-, Wasser- und Sonnenenergie vorbei. Denn nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) im World Energy Outlook 2011 wird der globale Energieverbrauch zwischen 2010 und 2035 um ein Drittel steigen – und zwar selbst dann, wenn alle Regierungen ihre Pläne zur Neuausrichtung ihrer Energieversorgung und zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 so umsetzen wie angekündigt. Eine große Rolle spielt hier nach Zahlen der IEA die Zunahme der Weltbevölkerung. Sie wird bis zum Jahre 2035 um 1,7 Milliarden Menschen steigen. Dass der globale Energiebedarf bis zum Jahr 2035 so stark zulegt, wird vor allem von der Dynamik der Energiemärkte außerhalb der OECD-Staaten getrieben: Nach IAE Berechnungen entstehen rund 90 Prozent des zusätzlichen Energieverbrauchs in Nicht-OECD-Ländern. Allein in China sollen laut IEA im Jahr 2035 rund 70 Prozent mehr Energie verbraucht werden als in den USA. In Indien und Brasilien soll der Energieverbrauch noch rascher wachsen als in China. Fossile Brennstoffe werden der Prognose zufolge im Jahr 2035 zwar immer noch rund 75 Prozent der globalen Nachfrage abdecken, doch in der Stromwirtschaft werden rund 50 Prozent der neuen Kraftwerkskapazitäten zur Deckung der wachsenden Nachfrage auf erneuerbaren Energietechnologien beruhen.
Netzparität in Sichtweite
Nach Beobachtungen der Internationalen Energieagentur (IEA) gibt es allerdings wenig Anzeichen dafür, dass die Staaten rund um den Globus einen Kurswechsel eingeleitet haben. Dem World Energy Outlook 2011 der IAE zufolge überdenken sogar viele Regierungen mittlerweile ihren Ausstieg aus der Kernkraft oder treiben den Ausbau der Nuklearenergie voran – zum Beispiel die USA, wo die zuständige Atombehörde im Februar dieses Jahres erstmals seit über 30 Jahren den Bau eines neuen Kernkraftwerkes genehmigt hat. Auch China setzt auf Atomkraft. Das Land fährt aber konsequent zweigleisig, in dem es aktiv in Erneuerbare Energien investiert und diesen eine bedeutende Rolle in der „China Greentech Initiative“ zukommen lässt. Dies verdeutlicht das Beispiel Windenergie: China gilt als der weltweit größte Erzeuger von Windenergie und ließ die USA bereits vor zwei Jahren hinter sich. Die weltweite „Denkpause“ in Sachen Kernkraft nach dem Unglück von Fukushima hat zudem geholfen, Erneuerbaren Energien einen technologischen Schub zu verleihen und den Kapitalzufluss zu erhöhen, selbst wenn hier noch „Luft nach oben“ ist. Zumindest ist eine gute Basis gelegt, dass Erneuerbare Energien den Anschluss an herkömmliche Energiearten bekommen. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von der sogenannten Netzparität. Sie ist dann erreicht, wenn die Stromerzeugungskosten Erneuerbarer Energien in etwa genauso hoch sind wie die fossiler Energiearten. In sonnenreichen Regionen wie etwa in den Wüstenregionen Afrikas und der Westküste der USA ist dieser Angleichungsprozess bereits auf gutem Wege. Das alleine zeigt, dass das Thema Erneuerbare Energien unzweifelhaft zu den Megatrends der kommenden Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte zählt. Die Frage für Anleger ist allerdings, wo die besten Chancen in diesem vergleichsweise jungem Bereich liegen.
Auf den Anschluss kommt es an
Gute Aussichten bietet zweifellos der Bereich Infrastruktur, insbesondere der Subsektor der Energieübertragung. Fast überall auf der Welt sind fehlende oder schlechte Stromnetze ein Hindernis für die Implementierung und damit den Erfolg von Windenergie. Selbst die hochentwickelte deutsche Volkswirtschaft macht da keine Ausnahme. Fiel in den vergangenen Wintern ein paar Tage hintereinander die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt, kamen die Stromnetze schnell an ihre Grenzen. Anlegern bietet der Subsektor der Energieübertragung daher einen sicheren und voraussichtlich lohnenswerten Weg, zum Beispiel indirekt in Windenergie zu investieren. Eines der Unternehmen, die auf diesem Gebiet vielversprechend erscheinen, ist Prysmian. Der Kabelhersteller mit Sitz in Italien hat volle Auftragsbücher und erhielt zu Anfang des Jahres zusammen mit Siemens einen Kabelauftrag im Volumen von 1,1 Milliarden Euro – einer der größten Aufträge dieser Art, der jemals vergeben wurde.
Auf E-Mobilität setzen
Weitere Chancen bestehen im Bereich der Effizienz- und Prozessoptimierung. Das gilt insbesondere für den Bereich der Elektromobilität. Die bislang sehr hohen Preise der Energiespeicher, aber auch das Gewicht der Batterien stehen einem großindustriellen Durchbruch und damit einer breiten Nutzung dieser Technologie entgegen. Unternehmen, die sich auf die Prozess- und Effizienzoptimierung der notwendigen Energiespeicher spezialisiert haben, sind in der Lage, diese Probleme zu lösen und werden von dem erheblichen Marktwachstum entsprechend profitieren. Ein Beispiel dafür ist der Batteriehersteller Exide, dessen Aktienkurs nach Bekanntwerden von Fortschritten im Bereich der Prozessoptimierung um 45 Prozent zugelegt hat. Ebenfalls gute Chancen bietet Tianneng Power, einer der führenden Anbieter von Fahrzeugbatterien in China und die Nummer eins im Bereich von Batterien für E-Bikes. Der chinesische Markt für Elektrofahrzeuge und E-Bikes ist vielversprechend, da gerade die ländlichen Provinzen auf eine preisgünstige Alternative zu den herkömmlich mit Benzin oder Diesel betriebenen Fahrzeugen angewiesen sind. Zudem besitzt das Unternehmen ein starkes Standbein im Bereich der Speicherung von Solarenergie. Und nicht zuletzt kommen immer stärkere Umweltauflagen seitens der Regierung dem Unternehmen entgegen, da dadurch kleinere Anbieter ausscheiden und sich der zersplitterte chinesische Markt auf diese Weise bereinigt. So dürfte davon auszugehen sein, dass Tianneng in diesem Jahr um rund 30 Prozent wachsen wird, wobei diese Prognose durch die guten Zahlen für 2011 gestützt wird. Im zurückliegenden Geschäftsjahr legte der operative Gewinn auf Basis der vom Unternehmen veröffentlichten Zahlen um über 75 Prozent zu. Die Zukunftserwartungen erscheinen auch deshalb sehr valide, weil der Markt für Ersatzprodukte in den kommenden Jahren beträchtlich an Bedeutung gewinnen wird.Jon Sigurdsen, Manager der Fonds DNB Renewable Energy (ISIN: LU0302296149) und des DNB ECO Absolute Return (ISIN: LU0547714286)
Die DNB Fonds „Renewable Energy“ und „ECO Absolute Return“ investieren schwerpunktmäßig in Unternehmen, die sich auf Erzeugung, Speicherung und Transport Erneuerbarer Energien spezialisiert haben. Letztgenannter Fonds erzielte 2011 eine Rendite von 17,4% nach Kosten und setzte sich damit an die Spitze des Absolute-Return-Ratings von Morningstar (Kategorie „Long/Short-Aktien weltweit“) und Citywire (Kategorie „Long/Short Equity“) in der Jahreswertung für 2011. Von ECOreporter.de wurde die Strategie zum „Erneuerbare-Energie-Fonds des Jahres 2011“ ausgezeichnet.
» Portfoliomanager Team (engl.)
» Zum Fonds / Factsheet DNB Renewable Energy - ISIN: LU0302296149
» Zum Fonds / Factsheet DNB ECO Absolute Return - ISIN: LU0547714286